Wichsen für den Tierschutz

A bright-eyed white woman simulating oral sex on a cucumber. Meant to resemble an internet porn advertisement. Reads: "Can't get enough veggies? Join now!!! All access starting at $16/year."

Selbstbefriedigung ist doch total langweilig. Überall ist eh alles voll mit Pornographie. Wäre doch gut, wenn das ganze Gewichse, Gefingere und Gedildo noch einen anderen Sinn hätte als nur das eigene Ego zu befriedigen. Das haben sich wohl auch die brillanten Köpfe der Tierschutzvereinigung PETA in den USA gedacht und haben die Idee für eine glorreiche neue Kampagne verwurstet, die „Veggie Love-Casting Session“.

Das Konzept ist simpel: knapp bekleidete Frauen, Gemüse und viel Eigenliebe. Bereitgestellt werden kurze Clips, die Ausschnitte aus der Casting-Session sind. Die wie gesagt spärlich bekleideten Frauen müssen zunächst zeigen, was sie zu bieten haben. Wie es sich gehört, werden ihnen von einer männlichen Stimme aus dem Off Befehle erteilt. Nach der Frontansicht müssen sie sich drehen, damit du auch ihr Hinterteil begutachten kannst und aus einem, für mich völlig unverständlichen Grund, werden sie aufgefordert ihre Hände zu zeigen—die Handfetischisten unter euch können mir das ja in den Kommentaren erklären. Ein Händler stellt hier seine Waren zur Schau. Hätte PETA hierfür einen authentischen Hamburger Fischhändler engagiert, wäre diese Kampagne vielleicht noch zu retten gewesen …

Ist der Körper der Frau ausreichend gemustert worden, darf sie sich ein Gemüse von einem üppig gedecktem Erntedankfesttisch aussuchen und beweisen, wie sehr sie Gemüse liebt: „Choose a vegtable and show us how much you love it.“

Danach folgt das Vorspiel eines üblichen Pornoschinkens, wie du ihn selbst auf der zweitklassigen Plattform xhamster.com streamen kannst. Wie mir PETA mitteilte, seien aber ihre „Materialien wohl kaum als pornographisch zu bezeichnen“. Für mich ist es aber eindeutig, wenn sich eine Frau eine Gurke tief in den Rachen schiebt und dabei laut stöhnt … na ja was soll es denn anderes sein?

A white woman deep-throating a cucumber.

Warum aber aufregen? „Sex sells“ und wenn damit erreicht wird, dass etwas für den Tierschutz unternommen wird, ist das doch legitim. Dieser Meinung ist auch die PETA:

„Wir setzen „Nacktheit“ nicht grundlos ein; sie soll unsere Botschaft unterstreichen, ob die nun lautet „Lieber nackt als in Pelz” oder ob es darum geht, die Vorteile einer veganen Ernährung zu unterstreichen. Unser Ziel ist es, Tierleid zu stoppen, und wir nutzen dazu alle sich bietenden Gelegenheiten. Wir haben festgestellt, dass die Menschen eher unseren „aufreizenden“ Aktionen Beachtung schenken.“

Mal kurz durch den “PR-Gebrabbel”-Übersetzter gejagt, ergibt das folgende Message: Kein Trick ist uns zu billig, um mal wieder Aufmerksamkeit zu erhalten. Und seit den Pelzprotesten aus den 90ern haben wir eigentlich auch keine neue Strategie dazu gelernt.

A white woman in a bikini and high heels spanking herself with a stalk of celery.

Der Zweck heiligt aber nicht die Mittel. Es ist nicht legitim, wenn der Zweck von Frauen ist mit ihren Körpern Aufmerksamkeit zu erregen. Dadurch wird das Bild der Frau als Sexobjekt nur noch verstärkt. Damit wird signalisiert, dass Frauen einzig für die Befriedigung männlicher Bedürfnisse gedacht sind.

A woman (possibly of color) in a bikini and high heels leaning against a couch on the floor. Her head is back and her back is arched. She is rubbing herself with tomatoes.

Nun sagst du wahrscheinlich, dass sich die Frauen aus den Clips freiwillig für ihr Mitwirken in dieser Kampagne entschieden haben. Das wollte mir auch die Presseabteilung der PETA ans Herz legen und mir durch eine recht graphische Darstellung von Unrecht an Tieren ein schlechtes Gewissen machen:

„Nackte Demonstranten und Plakatmodelle – egal ob männlich oder weiblich – haben sich selbst zu dieser Art der Teilnahme an unseren Kampagnen entschlossen, weil sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die ernste Problematik des Tiermissbrauchs lenken wollen:

Diese Aktivisten sind entschlossen, Füchsen zu helfen, die in Millionenzahl für die Pelzindustrie per Stromschlag getötet und gehäutet werden, Kälbern, die ihren verstörten Müttern entrissen und für die Fleischindustrie geschlachtet werden, Elefanten, die blutig geschlagen und zu einem jahrelangen Leben in Ketten in Zirkussen gezwungen werden, und den Milliarden Tieren, die Qualen, die zum Wahnsinn treibende Isolation, Hunger, Terror und einen gewaltsamen Tod aus den Händen völlig gleichgültiger Industrien erleiden.“

Ich will natürlich nicht behaupten, dass die Frauen aus den Castings zu ihrem Mitwirken gezwungen wurden. Diese Ausrede wird auch zu gern von Pornoproduzenten verwendet, um ihre erniedrigenden Filmchen zu rechtfertigen. Wie freiwillig kann die Teilnahme sein, wenn Frauen in unserer Welt immer noch überwiegend als Sexobjekte gesehen werden, dafür gedacht, Männer zu befriedigen? Viele Frauen haben es aufgrund ihrer Umgebung oder ihres Status schwer, sich von diesem Konstrukt zu befreien. Niemand kann also hier behaupten, dass alles auf freiwilliger Basis geschieht.

Image depicts two women in bikinis performing oral sex on a carrot. From PETA's Veggie Love campaign.

Sogar vor angedeutetem Inzest macht die PETA nicht Halt. Ein Bild aus einem Clip mit dem Namen „The Twins“.

Die Rolle der Frau scheint PETA jedoch wenig zu interessieren, sie sind ja eine Tierschutz- und keine Frauenrechtsorganisation. Leicht bekleidete Frauen wurden schon sehr oft für Kampagnen missbraucht, wie etwa für die „All Animals have the same parts“-Plakate, auf denen auch schon Pamela Anderson zu sehen war. Offensichtlich ist, dass nur Frauen für diese Art von Marketingstrategie benutzt werden. Der einzige Casting-Clip mit einem Mann ist kaum ernst zunehmen. Anstatt ebenfalls seine große Liebe für Gemüse zu beweisen, wirkt die Szene eher wie ein Sketch.

Der Grund für die spärliche Männerquote scheint offensichtlich zu sein. Es wird angenommen, dass Männer „sexbesessener“ sind und Kampagnen mit Frauen deshalb ein größeres Publikum erreichen.

PETA Porn Animalized Woman of Color

Die Darstellerin soll wie ein Tier ihren Broccoli auf allen Vieren und ohne Hände verzehren.

Aber die Casting-Kampagne der PETA stört mich nicht nur, weil ich sie für frauenverachtend halte, sondern weil sie zur Realisierung ihre Ziele, sogar ihre eigenen Prinzipien vergisst.

Denn ein offizieller Slogan der PETA lautet: „Animals are not ours to eat, wear, experiment on, use for entertainment, or abuse in any way.“

Wozu sind denn aber die Casting-Clips gedacht? Natürlich um Aufmerksamkeit für den Tierschutz zu erregen. Aber wie geschieht das?

Durch Unterhaltung oder neudeutsch: Entertainment! Die Frauen in den Filmchen dienen unserer Unterhaltung. Wir sollen angelockt werden. Erst danach sollen wir auf Tierrechte aufmerksam gemacht werden. Menschen sind auch nur Tiere. Das wird von PETA immer wieder betont. PETA missachtet ihre eigenen Werte und reduziert die Frau zur Sex-Maschine, zum Unterhaltungs-Objekt unterster Schublade.

Es existieren auch abseits von PETA ausreichend Möglichkeiten sich für den Tierschutz einzusetzen. Aber falls euch die Clips immer noch aufgeilen, dann wichst und fingert wenigstens eine Runde für das Recht von Tieren. Bringen wird das natürlich nichts.

Von Luca Antonio Sagnotti